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30.04.2020

„V“ – „W“ – „L“?

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren!

Nach und nach erlauben uns die Regierungen weltweit wieder den – langsamen – Einstieg in die Normalität. Es liegt uns fern, die allseits ergriffenen Maßnahmen zu kommentieren, wir hoffen aber, dass die Welt nicht von einer weiteren Infektionswelle erschüttert wird, unser aller Verständnis, Rücksicht und „Mitmachen“ am Ende auch genau die schützt, die besonders in Gefahr sind. 

Die heutige Überschrift unseres Beitrages mag Ihnen „spanisch“ vorkommen, „VW?“ Geht es um die Automobilindustrie, die diskutierte Abwrackprämie? Woher kommt dann das „L“? Oder geht es um die „VWL“, die Volkswirtschaftslehre? 

Weit gefehlt, es geht uns darum, die aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu beleuchten. Die Buchstaben werden in der Finanzwelt derzeit an vielen Stellen diskutiert, stellvertretend zeigen diese auf, in welcher Art sich Märkte und Volkswirtschaften in den kommenden Monaten entwickeln könnten:

1. „L“: 

Es beschreibt zuerst den Absturz um dann in eine Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau überzugehen. Aktuell passt das – bezogen auf die Entwicklung der Volkswirtschaften – recht gut. Der konjunkturelle Einbruch, z.B. das BIP in den USA mit – 4,8% im ersten Quartal 2020, ist da, also Absturz. Die Aussichten für das zweite Quartal sind nicht besser, also von unten aus seitwärtsgerichtet.

2. „V“:

Es beschreibt zuerst den Absturz um dann in eine ebenso steile Aufwärtsbewegung überzugehen. Das passt aktuell – bezogen auf die Entwicklung der Aktienmärkte – recht gut. Dem schnellsten Einbruch aller Zeiten, z.B. des DAX mit – 39% (19.02. bis 18.03.2020), folgte bis Ende April ein Plus von gut 30%. Damit liegt der Index zwar immer noch rund 20% unter dem Stand vom 19. Februar, das „V“ ist also nicht vollendet, die Tendenz ist aber klar sichtbar. 

3. „W“:

Es beschreibt zuerst den Absturz, im zweiten Schritt eine deutliche Erholung, dann einen erneuten Absturz um am Ende in eine zweite Erholung überzugehen, die die alten Niveaus wieder erreicht. 

Die Aktienmärkte und ihre Teilnehmer haben die Eigenschaft, einige Wochen oder gar Monate in die Zukunft zu schauen, die erwartete Entwicklung also vorwegzunehmen. Fast ebenso schnell, wie sie den gerade stattfindenden konjunkturellen Absturz vorweggenommen haben, suggerieren sie uns aktuell, dass es zu einer „V“-förmigen Erholung der einzelnen Volkswirtschaften kommen wird. Einerseits passt das zu den Vorhersagen der Vorhersagen, die seitens der Wirtschaftsinstitute zuletzt veröffentlicht wurden, der Rezession folgt ein dynamischer Aufschwung in 2021 – andererseits müssen wir hinterfragen, ob hier nicht „der Wunsch Vater dieses Gedankens“ ist. 

In den letzten Tagen werden die ökonomischen Folgen des weltweiten „Shut-Downs“ zunehmend offensichtlich. Die Konjunktur befindet sich im freien Fall. Das Brutto-Inlandsprodukt in den USA minus 4,8% (1. Quartal), Ifo, Einkaufsmanagerindizes für Gewerbe, Industrie und Dienstleistungen auf Niveaus, die selbst während der Finanzkrise 20088/2009 nicht erreicht wurden. Gleichzeitig sprechen die wöchentlich veröffentlichten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt eine deutliche Sprache, die Arbeitslosenquote dort dürfte sich in diesen Tagen Richtung 20% (von 3,5% im Februar) entwickeln.

Eine Grundlage für Gelassenheit oder gar den Optimismus, den die Aktienmärkte zuletzt an den Tag gelegt haben, ist in diesen Zahlen sicher nicht zu erkennen. 

Warum laufen die Aktienmärkte also gerade wie ein „V“?

Zwei „Schuldige“ für diese Entwicklung sind schnell gefunden:

- Notenbanken: sehr früh, schnell und in ungeheurem Ausmaß haben diese begonnen, Liquidität in die Märkte zu pumpen; die „vornehme“ Zurückhaltung der meisten Marktteilnehmer bei deren Engagements an den Börsen, wurde so zügig ausgeglichen; insbesondere die Wiederaufnahme der Kaufprogramme – diese hatten sich schon während Finanz- (2009) und Eurokrise (2011) bewährt, sorgen dafür, dass die Kapitalmärkte ihre Funktion, im Wesentlichen die Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital durch Staaten und Unternehmen, wahrnehmen können;

- Staaten: auch hier die schnelle und spürbare Reaktion; direkte finanzielle Zuschüsse, die Sicherstellung von Kreditfazilitäten durch Garantien/Bürgschaften und – zumindest hier in Europa – die Regelungen zur Kurzarbeit haben die rezessiven Auswirkungen bis heute abgemildert;

Als dritter Punkt ist zudem die aufkommende Hoffnung zu nenne, dass die Pharma- und Biotechbranche quasi alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um das Virus zu erforschen um es im nächsten Schritt in seinen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus zu bekämpfen, im übernächsten Schritt einen passenden Impfstoff zu finden. Die Nachrichten zu den ersten „Erfolgen“ werden von den Märkten dankbar aufgenommen. 

Und schließlich atmet die Welt auch ein Stück weit durch, die teilweise „Wiedereröffnung“ der Volkswirtschaften ist angelaufen, die Menschen scheinen sich an die diversen notwendigen Einschränkungen (Abstand, Mund-, Nasenschutz usw.) zu halten… 

Während der Blick auf Pharmaindustrie und Wiedereröffnung in die Rubrik „Hoffnung“ fallen, also wenig belastbar sind, können wir die Implikationen der Maßnahmen von Staaten und Notenbanken sicher besser beurteilen. 

Einfach gesagt kauft die jeweilige Notenbank die zusätzlichen (explodierenden) Schulden von Staat und Unternehmen auf, indem sie Geld schöpft (der Begriff „Geldschöpfung“ kommt aus der Volkswirtschaftslehre), der Volksmund nutzt hier den Begriff des „Geld-Druckens“. Mit den Mitteln werden die Arbeiter und Angestellten (z.B. über das Kurzarbeitergeld), die Selbstständigen (z.B. über Soforthilfen) und die Unternehmen (über staatliche Bürgschaften/Garantien oder direkte Beteiligungen wie es aktuell bei der Lufthansa diskutiert wird) subventioniert bzw. alimentiert. Bis hierher mildern diese „Pakete“ alleine die Folgen des „Shut-Downs“. 

Gleichzeitig werden seitens der politischen Entscheider Ideen für die Zeit „danach“ gesammelt, wird überlegt, wie die wirtschaftlichen Aktivitäten gesteigert, wir Verbraucher zum Konsum (der Handel fordert z.B. Konsumgutscheine für Jedermann), Unternehmen zu Investitionen (hier werden Steuer- und Abschreibungserleichterungen diskutiert) angeregt werden können. All das ist in den bis heute verabschiedeten Hilfen nicht enthalten. Dabei belaufen sich diese bereits auf ein Volumen von ca. 1,4 Billionen US-Dollar weltweit (wobei ca. 90% davon auf die USA, Japan und Europa entfällt).

Führende Wissenschaftler namhafter Universitäten veranschlagen die benötigten Mittel um die Weltwirtschaft wieder in die Nähe des „Vor-Krisen-Niveaus“ zu heben, noch einmal auf eine ähnliche Größenordnung – mindestens! 

Die neue Chefin der EZB, Madame Lagarde, hat den „schwarzen Peter“, also die Verantwortung für die Initiierung eines neuen Aufschwungs zuletzt in Richtung der Politik geschoben – vordergründig zumindest – bleibt sie (die EZB) doch in diesen Zeiten die „letzte Instanz“. Nur sie ist es schließlich, die die in Form neuer Staatsanleihen aufzubringenden Schulden für diese Anschub-Finanzierung ankaufen kann und wird. 

Die so gestaltete Finanzierung der notleidenden Staatshaushalte durch die Notenbank ist zwar in den Statuten/Regelungen nicht vorgesehen/erlaubt, faktisch ist sie aber schon seit Jahren gelebte Praxis – der langfristige Ausgang ist indes völlig offen. 

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die verschiedenen Anteilsklassen werden wir in weiteren Beiträgen ab der nächsten Woche beleuchten. 

Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße aus dem Kölner Süden

Ihr Werte Invest Team
 
 
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