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22.04.2020

„Resilienz“

Mit diesem Begriff wird allgemein die Fähigkeit beschrieben, ein Trauma ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überwinden. 

So beschreibt „Resilienz“ ziemlich genau das, was die durch die aktuelle Krise der in Zwangspause befindlichen Volkswirtschaft abverlangt.

In den letzten Wochen ist viel passiert. Mit Notpaketen, geschnürt von den Notenbanken (z.B. 750 Mrd. von der EZB) und Staaten (z.B. bürgt der französische Staat für 300 Mrd.), wird  versucht, die Auswirkungen zu bekämpfen, die G20 Länder nehmen dafür rund 5 Billionen Dollar in die Hand. 

Derweil reagieren die Kapitalmärkte zuletzt positiv auf die Abflachungen der Infektions- und Sterberaten, Europa hat begonnen, die Normalisierung in Angriff zu nehmen. Noch immer ist es jedoch kaum möglich, die tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen abzusehen. In den USA haben 20 Mio. Menschen einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt, die Arbeitslosenrate ist mittlerweile über 12% gestiegen. Direkte finanzielle Hilfen, Kreditstundungen und andere Erleichterungen, wie die Kurzarbeit, werden nicht verhindern können, dass viele Unternehmen Mitarbeiter entlassen müssen, Dienstleister es nicht schaffen. Auch die Finanzkrise 2008/2009 sorgte für einen Rückgang des BIP um 5% über mehrere Quartale – damals war es die Finanzbranche, die die Realwirtschaft ansteckte, heute ist es anders herum. 

Wir haben einen der steilsten und schnellsten Einbrüche der Wirtschaftsaktivitäten und Kapitalmärkte überhaupt erlebt. Zuletzt hat sich der Stress etwas gelegt, Zeit zum Durchatmen. Nachdem wir in den vergangenen Wochen jedes Investment auf seine Nachhaltigkeit und „Resilienz“ hin überprüft haben, geht es nun darum, den Blick nach vorne zu richten. 

Zuerst die gute Nachricht: wir werden den Virus besiegen – spätestens Ende dieses bzw. Anfang kommenden Jahres werden Medikamente zur Behandlung (aktuell laufen weltweit fast 400 Feldversuche) und/oder ein Impfstoff zur Verfügung stehen. Die Frage ist also nicht ob sondern vielmehr wann die Welt „siegt“.
Vorher gilt es jedoch, den Blick auf die Wochen und Monate „davor“ zu richten. Ein erster Ausverkauf an den Börsen liegt hinter uns, in einigen Ländern Asiens und auch hier in Europa scheint es dank der harten Einschränkungen gelungen, das exponentielle Neuinfektionswachstum zu stoppen, den Zusammenbrauch der Gesundheitssysteme zu verhindern. Diese aktuelle Atempause sollte jetzt nicht ungenutzt bleiben. Einfach zu verharren und darauf zu hoffen, dass bald alles zu gewohnten Normalität zurückkehrt, erscheint gefährlich. Es gilt weiter, die Portfolien kritisch zu durchleuchten und jedes Investment auf seine Standhaftigkeit zu überprüfen.

Aus zwei Gründen wird eine schnelle Rückkehr ins gewohnte Leben auch nicht ganz so einfach sein. Einerseits ist absehbar, das uns der aktuelle Ausnahmezustand in Teilen noch für Monate erhalten bleiben wird. Wir denken hier an Massenveranstaltungen, Zwangsquarantänen im Angesicht der Gefahr neuer Ausbrüche, evtl. auch eine längere Beschränkung der Reisefreiheit. Solange nicht die oft beschriebene Herdenimmunität weltweit erreicht ist, also rund zwei Drittel der Bevölkerung immun ist, bleibt schließlich die Gefahr latent. Andererseits sind die wirtschaftlichen und politischen Folgen aus den Zwangsmaßnahmen zur Bekämpfung des Virus gravierend. Millionen von Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor sind in ihrer Existenz bedroht, Entlassungen, Pleiten sind die Folge, auch wenn die Staaten und Notenbanken versuchen, dies mit den o.g. Stimuluspaketen abzumildern. Schon jetzt ist abzusehen, dass Arbeitslosenrate von 10% bis 20% bald zur Normalität dazu gehören werden. 
Daraus ergeben sich dann die sog. Zweitrundeneffekte einer Rezession: sinkenden Konsumnachfrage, Zahlungs- und Kreditausfälle, Konkurse. Die rekordhohe Verschuldung vieler Unternehmen und Privathaushalte machen die Volkswirtschaften zudem sehr anfällig für die daraus folgenden Einbrüche in den Cash-Flows von Privathaushalten, Unternehmen und Staaten. Über soziale Unruhen und darauf folgend massive politische Interventionen mögen wir nicht nachdenken. Eine Ausweitung von Strafzöllen, Exportverboten, eine neue Krise der Europäischen Gemeinschaft, vieles ist denkbar. Zudem werden vermutlich die globalen Lieferketten überprüft, sie könnten wieder kürzer und robuster werden – damit aber auch teurer. Gleichzeitig besteht international die Gefahr, dass das ohnehin nicht gute Klima zwischen den USA, China, Russland und der EU sich verschlechtert. Schöne, rosige Aussichten sehen anders aus, die Geldanlage wird vor diesem Hintergrund sicher nicht einfacher. 

Gleichzeitig ist es aber auch falsch, jetzt in Panik zu verfallen. Die Menschen und auch die Finanzmärkte haben schließlich schon ganz andere Krisen überstanden. 

Ein wacher, kritischer Blick ist u.E. jedoch gefragt. Und auch wenn die längerfristigen Auswirkungen nur schwerlich abschätzbar sind, so müssen die Unternehmen/die Investments heute eine wirklich strengen Blick unterzogen werden. Fluglinien, Veranstalter von Events, Konzerten, Messen, vermutlich auch der Restaurantsektor gehören wohl zur „Hochrisiko-Gruppe“ um im aktuellen Sprachgebrauch zu bleiben. Ähnliche Risiken bergen viele der zyklischen, teilweise hoch verschuldeten Sektoren. Fahrzeugbau und Einzelhandel fahren schon in normalen Zeiten keine üppigen Margen ein, da ist der laufende Umsatzeinbruch und die Rezession u.U. nur noch der Sargnagel, wie die Beispiele des Kaufhof und von Vapiano zeigen. 
Gleichzeitig gibt´s vermutlich auch die Gewinner, also die Unternehmen, die aus dieser Krise gestärkt hervorgehen. Schnell fallen uns hier die Streaminganbieter ein, auch Firmen, über die wir unsere täglichen Videokonferenzen bewerkstelligen. In der zweiten Reihe dann Baumarktketten (z.B. Hornbach mit seinem umfangreichen Immobilienbesitz) oder Logistiker (z.B. die Stef S.A. aus Frankreich, mit mehr als 50% Anteil unbestrittener Marktführer immer dann, wenn gekühlte Produkte unterwegs sind). 

Unsere Aufgabe sehen wir aktuell also genau hier – wir stehen in engem Kontakt zu den Menschen, die die Fonds lenken, innerhalb derer das Geld arbeitet. Dort hinterfragen wir genau diese Dinge, sind die investierten Geschäftsmodelle stabil und solide finanziert, sind sie zukunftsfähig, flexibel und funktionieren sie auch in der Krise. Die Spreu vom Weizen trennen, die Resilienz der Unternehmen einschätzen, sind unsere täglichen Aufgaben. Nur so gewinnen wir nämlich die Gewissheit, dass die Investments in der Zeit danach wieder zu den Gewinnern gehören. 

Mit herzlichen Grüßen aus dem Kölner Süden – bleiben Sie gesund!

Ihr Werte Invest Team 
 
 
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