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24.09.2019

„Tulpenzwiebel“ – neunter Teil

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren!

Die heute behandelten „Momentum“ Aktien, sind die, deren Unternehmen gerade besonders beliebt sind, werden deshalb auch gerne als „Mode“ Aktien bezeichnet.

Der Begriff „Momentum“ (kurz MOM) kommt aus der englischen Sprache, übersetzt steht er für Wucht, Schwung oder Impuls. Hintergrund ist also die Stärke von Kursbewegungen bzw. deren Messung im Zeitablauf. Somit gibt das MOM Auskunft über die Stärke/Schwäche einer solchen Kursbewegung.

In den 1990er Jahren haben Carhart, Jegadeesh/Titman u.a. festgestellt, dass Aktien, die ein positives MOM aufweisen, dieses häufig auch beibehalten („winning Stocks persist“) oder anders ausgedrückt: Aktien, die in einem Jahr besonders gut/besonders schlecht performed haben, neigen dazu, das im Folgejahr ebenfalls zu tun. Hintergrund ist das „gute“ oder „schlechte“ Gefühl der Anleger für oder gegen die Gewinner/Verlierer der jüngeren Vergangenheit, häufig als „Overconfidence“ bezeichnet.

Ein gutes Beispiel für eine MOM Aktie ist sicherlich die Firma „Winzigweich“ (engl. Microsoft): Die allgemeine Erholung der Aktienmärkte führte den Kurs Anfang 2010 auf einen Preis von gut 30 US-Dollar:
 
Tulpen Teil 9_Grafik 1.pngErst im Sommer 2013, also dreieinhalb Jahre später, wurde dieses Kursniveau überschritten, wie der folgende, zeitlich anschließende Chart zeigt, dauerte es dann weitere Monate, bis sich die Entwicklung nachhaltig verbesserte, das 30er Niveau deutlich nach oben verlassen wurde:
 
Tulpen Teil 9_Grafik 2.pngMarktteilnehmer stellten im 2. Halbjahr 2016 nun fest, dass die Aktie „in Mode kam“, Momentum aufnahm und so gewann sie mehr und mehr Aufmerksamkeit, Freunde und Investoren:
 
Tulpen Teil 9_Grafik 3.pngSchon im Jahr 2016 hatte die Aktie also zu den „besseren“ Investments gehört, diese Eigenschaft verstetigte sich dann in den Folgejahren. Und so ist es – wie eingangs beschrieben – nicht ungewöhnlich, dass die einmal gute Performance von den Anlegern in die Zukunft fortgeschrieben wird (die Gewinner bleiben die Gewinner), die Investoren „dabei bleiben“ und sich immer neue Investoren dazugesellen, schließlich wollen alle zeigen, dass sie die Gewinner-Aktien im Depot haben.

Zur Identifizierung von MOM Aktien geht man – wie so oft – mathematisch vor, berechnet die Relation der Preisbewegung über einen kürzeren Zeitraum (z.B. 3 Monate) und vergleicht diese mit der für einen längeren Zeitraum (z.B. 6 Monate). Häufig werden derartige Berechnungen noch durch einen „Risiko-Faktor“ ergänzt. Wie wir in den vorherigen Ausgaben gesehen haben, wird dazu häufig die Volatilität herangezogen und so findet sie auch hier ihren Niederschlag.

Die MOM Eigenschaft hat sich über die Jahre in vielen Anlegerherzen einen Platz erobert und wie in der Industrie üblich, haben sich aus ihr viele Strategien entwickelt, die hier ihren Ursprung haben:

- Relative Stärke: sie folgt der Annahme, dass die Entwicklung der Vergangenheit auch Rückschlüsse für die Zukunft erlaubt; es wird also untersucht, welche Titel aus z.B. einem Index sich zuletzt relativ besser als die anderen Titel entwickelt haben und folgt dem Grundsatz, dass sie es auch weiterhin tun werden (und umgekehrt natürlich);Die „Relative Stärke nach Levy“ ist weit verbreitet. Sie wird berechnet, indem man den Schlusskurs einer Woche durch das arithmetische Mittel der Wochen-Schlusskurse der vergangenen 20 oder 30 Wochen dividiert (Empfehlung Levy = 27 Wochen). Kommt ein Wert > 1 dabei heraus, so zeigt dieser Titel heute eine höhere Kursstärke als in der Vergangenheit. Nimmt man dafür die 30 DAX Aktien, so kommt ein Ranking von 1 bis 30 heraus, investiert wird dann z.B. nur in die ersten 3 Aktien.

- MACD: dieser Indikator kommt aus der Chart-Technik; einfach dargestellt werden ein längerer und ein kürzerer gleitender Durchschnitt berechnet, dann der Wert des kurzen vom langen abgezogen, man erhält den MACD. Letztlich geht es darum Aktien zu identifizieren, die in der kurzen Vergangenheit eine bessere Entwicklung aufweisen, als in der längeren Vergangenheit. Auf den einschlägigen Internetseiten werden 12 und 26 Tage meist als Standardeinstellung verwendet. Ergänzt wird dann eine 9-Tages Signallinie, deren Verlauf – wird sie vom MACD geschnitten - Hinweise auf Kauf- oder Verkaufsgelegenheiten geben soll. 

Unter dem Strich geht es bei all diesen Betrachtungen darum, das Nachfrage-/Angebotsverhältnis der Marktteilnehmer darzustellen. Aktien, die stärkeres Interesse auf sich ziehen, steigen halt auch stärker.

Um der MOM Eigenschaft jedoch noch eine fundamentale Komponente zu geben ist ein Blick auf die Unternehmensentwicklung hilfreich. In den Jahren seit 2010 hatte man diverse Entwicklungen verschlafen – so wurden z.B. PC´s sukzessive von Smart-Phones ersetzt, welche sich zu mobilen Computern entwickelten; völlig abwegig zu dieser Zeit die Übernahme der Handy-Sparte von Nokia (2013). In der Folge litten Umsätze und insbesondere die Profitabilität, die Umsatzrendite sank von > 25% auf < 15%. Unter neuer Leitung (Satya Nadella) unterzog man sich dann einer grundlegenden Strategieänderung, verwandelte sich beispielsweise in einen Vorreiter beim Cloud-Computing. Heute liegt die Umsatzrendite des Konzerns wieder bei über 30%.

Unter dem Strich ist also das MOM von Microsoft durchaus damit zu erklären, dass sich auch Geschäft, Renditen und Cash-Flow nachhaltig verbessert haben, Gewinn-Momentum eben. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 1.000 Mrd. Dollar gehört die Firma deshalb heute zu den teuersten Unternehmen weltweit (z. Vgl.: DAX 30 insgesamt ca. 1.320 Mrd. Dollar, Stand Mitte September 2019).

Soweit die Vorstellung der einzelnen Faktoren.

Im nächsten Teil versuchen wir uns dann an einer Zusammenfassung und gehen auf die vielfältigen Möglichkeiten des Investierens nach Faktoren/Eigenschaften ein.

Viele Grüße aus dem Kölner Süden.

Ihre Werte Invest

Werte Invest - 12:52 @ News | Kommentar hinzufügen



 
 
 
 
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