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06.09.2019

„Tulpenzwiebel“ – siebter Teil

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren!

Nachdem wir uns beim letzten Mal den Qualitäts-Faktor näher angeschaut haben, kommen wir heute zum Faktor „Dividende“.

In der klassischen Lehre wird die Dividende als Faktor nur „unter ferner liefen“ behandelt, nicht als eigenständiger Faktor behandelt. Vielmehr ist es die Finanzindustrie, die ihn „ausgepackt“ hat.

Warum diese Diskrepanz zwischen Theorie (also den theoretisch erforschten und empirisch nachgewiesenen Risikoprämien) und dem Marketing vieler Anbieter von Investmentprodukten?

Zur Beantwortung stellen wir uns die einfache Frage, woher die Dividende denn kommt, stellen fest, dass sie aus den Barmitteln der Unternehmen gezahlt wird. Diese Mittel sind im vorausgegangenen Geschäftsjahr erarbeitet worden, stellen also den Cash-Überschuss nach Investitionen, Übernahmen, Forschung & Entwicklung, Aktienrückkäufen o.ä. dar. Die Begriffe „Barmittel“ und „Cash-Überschuss“ sind hier gezielt gewählt, letztlich wird die Dividende nämlich aus dem „Free-Cash-Flow“ bezahlt: kein Cash = keine Dividende (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Wir erinnern uns an die Betrachtung des Faktors „Qualität“ im siebten Teil zurück – die dort dargestellten Beispiele P&G und Henkel zeigen auf, dass aus dem freien Cash-Flow eine Dividende von 2% bis 2,5% p.a. (bezogen auf die aktuellen Kurse) verdient und bezahlt werden. Insofern ist die hohe Qualität eines Geschäftsmodells Voraussetzung für die Zahlung einer Dividende, umgekehrt ist die Zahlung aber nicht immer ein Qualitätskriterium. So findet sich am deutschen Kurszettel weltweit tätiger Automobilzulieferer, der seit Jahren eine Dividende an seine Aktionäre aus zahlt. Das tut er, obwohl der Cash-Flow seit ebenso vielen Jahren nahe Null oder gar negativ ist, der Cash-Bestand immer weiter sinkt. Gleichzeitig steigt jedoch die bilanzielle Verschuldung an. Die Dividenden werden hier mit immer neuen Schulden bezahlt. Die Marktteilnehmer haben das zwischenzeitlich erkannt, der Kurs hat sich in den letzten 18 Monaten geviertelt. Für das aktuelle Geschäftsjahr fällt die Dividende nun aus, das Geld wird dringend gebraucht, um das nackte Überleben zu sichern. Verantwortlich ist hier vermutlich der Großaktionär – der wollte Jahr für Jahr Geld sehen – hoffentlich geht da nichts mehr schief, sonst sind die gut 10.000 Arbeitsplätze in Gefahr!

Positive Beispiele gibt es natürlich auch – gemeinhin werden diese als „Dividenden-Aristokraten“ bezeichnet. Per Definition sind das Unternehmen, die in den vergangenen 25 Jahren (!) nicht nur Jahr für Jahre gezahlt, sondern die Dividende sogar Jahr für Jahr erhöht (!!!) haben. Aktuell gehören 114 Unternehmen weltweit dazu, die meisten kommen aus den USA – Fresenius ist der einzige deutsche Konzern, der „dazugehört“.

Die Steigerung der „Aristokraten“ sind die „Dividenden-Könige“, für sie gelten die o.g. Bedingungen seit 50 Jahren – das sind dann nur noch 25 Stück – bekannte Namen wie Colgate-Palmolive, Coca-Cola, Procter&Gamble, Johnson&Johnson finden sich darunter. Allen gemein ist die Tatsache, dass die bezahlten Dividenden immer auch „verdient“ wurden.

Kommen wir zum Marketing der Finanzindustrie:

Auf der Suche nach einer „guten Geschichte“, die sich bei den Kunden relativ leicht „an den Mann bringen lässt“, kommen die Dividenden gerade recht. In Zeiten, in denen eine Firma wie die BASF eine Anleihe platziert, die bei 5-jähriger Laufzeit 0,00% Rendite p.a. bietet, erscheint eine Dividende von zuletzt 3,20 Euro doch attraktiv? Heute liegt der Aktienkurs bei ca. 56 Euro, vor einem Jahr kostete diese noch 80 Euro – hier sind 3,20 Euro sicher nur der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ und nach der kürzlich bekannt gegebenen Gewinnwarnung ist fraglich, ob die Zahlung im kommenden zumindest beibehalten werden kann. Trotzdem wird die Dividende von der Finanzindustrie seit Jahren gerne als „der neue Zins“ verkauft…wohl dem, der nachgedacht hat!

Fazit: Unter dem Strich halten wir also fest, dass die Dividende ist ein sehr ambivalenter Faktor ist. Sie basiert auf dem erwirtschafteten Free-Cash-Flow des Geschäftsmodells. Insofern ist der „Qualitäts-Faktor“ aus dem siebten Teil hier das bessere Auswahlkriterium. Qualitätsunternehmen zahlen häufig eine Dividende – umgekehrt sind gezahlte Dividenden jedoch nicht immer auch ein Qualitätsmerkmal. Folgen wir dem Faktor Qualität, dann sich auch die o.g. genannten Dividenden-Aristokraten oder gar – Könige wieder.

Viele Grüße aus dem Kölner Süden.

Ihre Werte Invest

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