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26.07.2019

„Die Tulpenzwiebel“

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren,

über den heutigen Titel werden sich sicher einige von Ihnen wundern?

Tulpen.png
Die „Tulpe“ haben wir aus gutem Grund gewählt – heute ist der Start für eine Art „Serie“ (nein, wir sind nicht Netflix), die ein paar grundlegende Sachverhalte der Geldanlage beleuchtet um ein wenig mehr Licht ins Dunkel unterschiedlicher Investmentansätze zu bringen.

Was hat es nun mit der „Tulpe“, besser der „Tulpenzwiebel“ auf sich?

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert lebte die Niederlande im „Goldenen Zeitalter“ und weil es vielen Menschen gut ging, wurde ein Gut zuerst zum Liebhaber-, dann zum Spekulationsobjekt, welches die Seefahrer aus dem Osmanischen Reich eingeführt hatten. Dort galt die Tulpe als äußerst edel. In der Folge entwickelte sich durch die steigende Nachfrage des Bürgertums, der Gelehrten und der Aristokraten zu Beginn des 17. Jahrhunderts der kommerzielle Tulpenhandel, die Preise für einzelne Tulpenzwiebeln stieg über einen Zeitraum von gut 30 Jahren an und erreichte Mitte der 1630er Jahre Höchststände. Auf einer Versteigerung in Alkmaar (so die Überlieferung) im Februar 1637 wurden dann 5.200 Gulden für eine einzige Zwiebel (Sorte „Semper Augustus“) bezahlt, was zu dieser Zeit etwa dem Preis von 500 fetten Schafen, 160 fetten Schweinen, 45 fetten Ochsen oder 26 Tonnen (!) Käse entsprach.

Fast gleichzeitig fanden in Haarlem diverse angebotenen Tulpen keinen Käufer für die angebotenen Preise, die Spirale begann sich nach unten zu drehen. Das System mit steigenden Preisen hatte nur so lange funktioniert, wie Käufer zum Erwerb bereit waren. Nun waren keine Käufer mehr zu finden und die Preise fielen in wenigen Tagen um mehr als 95%.

Heute wird diese „Tulpen-Hysterie“ als Paradebeispiel für eine durch Massenhysterie fehlgeleitete Marktentwicklung immer wieder zitiert. (Quelle: Wikipedia, da gibt´s noch viel mehr Details).
Wer gerne historische Romane liest, dem sei „Die Tulpenkönigin“ von Enie van Aanthuis (Rowohlt, Hamburg 2007, ISBN 978-3-499-24363-9) empfohlen.

Heute würden wir diese Entwicklung wohl als Spekulationsblase bezeichnen, als Metapher für irrationale und riskante Finanzentwicklungen. Irrational und riskant, weil ein Großteil der Bevölkerung involviert war, euphorisch kaufte, nur um kurz danach panikartig verkaufen zu wollen.

Die „Tulpen“ des ausgehenden 20. Jahrhunderts – viele von uns erinnern sich daran – waren dann die Aktien am „Neuen Markt“.

Die Etablierung des Internets, von Mobiltelefonen und Handheld-Computern führten, wohl auch angefacht durch eine gewisse Zukunftseuphorie aufgrund des anstehenden Jahrtausendwechsel, dazu, dass die in diesen Bereichen tätigen, neuen Unternehmen, eine glänzende Zukunft hätten. Die Gewinnerwartungen waren hoch. Spätestens seit 1995 waren viele Unternehmen neu gegründet („Startups“) und immer mehr Anleger/Investoren wollten an den vermeintlich hohen zukünftigen Gewinnen teilhaben.

Wie schon im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, wurden nach und nach fast alle Bevölkerungsschichten von dieser Entwicklung erfasst – bei dem Wort „Neuemission“ strahlten die Gesichter; zeitweise grüßten die beiden Tatort Kommissare Manfred Krug und Charles Brauer täglich und warben für den Börsengang der Deutschen Telekom…Angebot und Nachfrage gerieten aus dem Ruder – als die Firma „Infineon“ dann am 13. März 2000 den Börsenhandel aufnahm, wurden derart viele Aktien gehandelt, dass die Handelssysteme an der Börse in Frankfurt und die Auftrags-verarbeitung bei den Banken zusammenbrachen. Alle fühlten sich auf einmal als „Börsianer“, als Experten für die Unternehmensanalyse. Die Bewertungen vieler Unternehmen war atemberaubend, die Aktienkurse ebenfalls. Befeuert wurde die Entwicklung von Banken und Investmentgesellschaften die mit hohen Renditevoraussagen in ihre Produkte lockten.

Als dann erste Unternehmen die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte, Insolvenz anmeldeten, Fälle von Bilanzfälschung bekannt wurden, kamen erste Zweifel auf, das Vertrauen schwand, die ersten verkauften, anderen folgten und es kam wie es kommen musste, die Preisblase platzte.
Tulpen Grafik 1.png
Der Chart zeigt die Entwicklung die Preisentwicklung an der „Nasdaq“, der US-Börse für Unternehmen, die dem Technologiesektor angehören.

Der hiesige Index, der „Nemax“ (heute TecDax) verlief ähnlich:
Ende 1997:  1.000 Punkte
Ende 1998:  3.250 Punkte + 2.250 bzw. + 225%
Ende 1999:  5.090 Punkte + 1.840 bzw. + 56,5%
Ende 2000:  2.870 Punkte -  2.220 bzw. –  43,6%
Ende 2001:  1.150 Punkte -  1.720 bzw. –  60%
Ende 2002:     360 Punkte  -    790 bzw. –  69%

Anders als im 17. Jahrhundert wurde annähernd die ganze Welt von dieser Entwicklung erfasst. Die Realwirtschaft knüpfte hier nahtlos an, Rezession, steigende Arbeitslosigkeit usw. folgten.

„Tulpen“ und „DotComs“ sind so zwei Seiten ein und derselben Medaille – sie zeigen, dass menschliches Handeln zuweilen irrational, ja hysterisch ist - in beide Richtungen – Verhaltensforscher sprechen hier von „manisch“ und „depressiv“. Eine gute Überleitung zum zweiten Teil unserer Serie… 

Herzliche Grüße aus dem Kölner Süden

Ihr Werte Invest Team

Werte Invest - 12:40 @ News | Kommentar hinzufügen

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