17.03.2022

„Frust an der Tankstelle“

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren,
 
die Folgen der kriegerischen Eskalation zwischen Russland und der Ukraine spüren die meisten von uns beim regelmäßigen Tankvorgang. Zwischenzeitlich ist der Preis für die europäische Sorte „Brent“ auf > 130 US-Dollar gestiegen. Dieses Preisniveau ähnelt dem aus den Jahren 2011 – 2014, liegt immer noch ca. 15% unterhalb der historischen Höchstpreise im Jahr 2008.
 
Auf diesem Niveau könnte der operative Cash-Flow nur der europäischen Ölkonzerne (BP, Shell, Total…) für 2022 auf mehr als 200 Mrd. Dollar steigen. Das wäre in etwa eine Verdopplung ggü. 2013, der letzten Ölpreisspitze bei > 110 Dollar/Barrel. Die aktuelle Unsicherheit stellt da eine Art „Überschießen“ einer Entwicklung dar, die wir seit dem schwindenden Einfluss der Pandemie auf die Wirtschaftstätigkeit beobachten, namentlich dem zunehmenden Missverhältnis zwischen steigender Nachfrage und konstantem Angebot am Weltmarkt.
 
Warum verdienen die Öl-Multis nun derart gut, viel besser als bei den letzten Hochs? 
 
In erster Linie haben die seit 2014 sinkenden Öl- und Gaspreise dazu geführt, dass die Konzerne ihre Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen massiv zurückgefahren haben (ggü. 2013/2014 halbiert). Darüber hinaus legen sie seit Jahren eine schwäbische Kostendisziplin an den Tag. 
 
Nun sollten wir als Betrachter meinen, dass die aktuellen Preise und die Suche nach Alternativen zu russischem Öl und Gas die Unternehmen dazu bewegen, ihre Explorationsbemühungen deutlich zu erhöhen. Dies erscheint allerdings zu kurz gedacht. Schließlich stehen die Konzerne seit einigen Jahren allesamt am „Nachhaltigkeits-Pranger“, sind fossile Brennstoffe als „böse“ identifiziert.
 
Die Folge: die Refinanzierungsmöglichkeiten haben sich deutlich verschlechtert. Banken finanzieren neue Explorationen nicht mehr, der Kapitalbedarf hat sich deutlich verteuert.
 
Statt nun also kostspielige „Tiefseebohrungen“ vorzunehmen, um in 5 Jahren aus den gefundenen Lagerstätten neues Öl zu fördern, fließen die „Cash-Flow-Milliarden“ heute zum Teil in die „Erneuerbaren“ (z.B. in „Offshore-Windparks“) und der Rest geht in Form von Dividenden (um 5%) und Aktienrückkäufen (um 5%) an die Eigentümer.
 
Wenn wir vor diesem Hintergrund einmal über den aktuellen Tellerrand hinausschauen, dann spricht vieles dafür, dass der Ölpreis strukturell hoch, unser Tankstellenbesuch also auch in den kommenden Jahren unerfreulich bleiben wird. 
 
Diese Medaille hat – wie so oft – zwei Seiten:  
 
1. Der Umbau der Energieerzeugung in eine nachhaltigere Richtung wird begünstigt. 
 
2. Strukturell sollten wir uns an höhere Inflationszahlen und Zinsen gewöhnen.  
 
Herzliche Grüße aus dem Kölner Süden 
 
Ihr Werte Invest Team 
 
 
 
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Werte Invest - 17:15 @ News | Kommentar hinzufügen

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