17.08.2018
Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren,
die jüngere Vergangenheit hat einmal mehr deutlich gemacht, wie schnell eine anscheinend unerwartete Nachricht am Aktienmarkt Wellen schlägt.
Betrachtung Nr. 1:
Ein US Gericht hatte am Freitag, 10. August geurteilt, dass Monsanto einem angeblich durch Glyphosat mit Krebs infizierten Patienten Schadenersatz von 289 Millionen Dollar (ca. 255 Mio. Euro) zahlen muss. Über´s Wochenende hatten die Investoren weltweit dann Gelegenheit, diese Nachricht zu verdauen und für den Montag, 13. August, in ihren Anlageentscheidungen umzusetzen. Die Bayer AG, als neuer Eigentümer von Monsanto geriet an der Börse unter Verkaufsdruck.
Menge: Das Eigenkapital von Bayer ist in 932,55 Mio. Aktien verbrieft.
Preis: Der Aktienkurs fiel von 93 Euro (Freitag) auf 81 Euro (Montag).
Gewicht: Der Preis des gesamten Bayer Konzerns fiel somit um etwa 11,2 Mrd. Euro, von vorher ca. 85 Mrd. auf nachher gut 73 Mrd. Euro; die Gewichtung in unserem heimischen Börsenindex, dem DAX fiel von 7,3% auf 6,1%, der Rückgang sorgt so alleine für einen DAX Verlust von mehr als 100 Indexpunkten.
Was steckt dahinter? Welche Anlegererwartungen wurden hier umgesetzt? Nun, die Nachricht könnte weitreichende Auswirkungen haben. Schließlich sind – neben der gerichtlich entschiedenen Klage – lt. Nachrichtenmeldungen noch tausende Klagen anhängig und der ein oder andere Investor rechnet mit weiteren Verurteilungen. Ob diese am Ende dann auch einen Preisrückgang des Konzerns i.H.v. mehr als 11 Mrd. Euro rechtfertigen wird die Zukunft zeigen.
Betrachtung Nr. 2:
Ähnlich erging es vor einigen Wochen der Firma Facebook – die Firma gab bekannt, dass sie zwar in puncto Umsatz (+ 40%) und aktiven Nutzern (+ 10%) weiter satt zulegen konnte, leider waren die Erwartungen des Marktes, also von Analysten und Investoren aber noch sehr viel höher und so wurde die Aktie von vielen verkauft. Bis zum Ende des Handels verlor Facebook so 115 Mrd. Dollar an Börsenwert.
Menge: Es gibt 2,4 Mrd. Aktien.
Preis: Der Aktienkurs fiel von USD 218 (25.07.) auf USD 170 (27.07.)
Damit hält Facebook nun den Rekord in Sachen „schnelle Kapitalvernichtung“, löst die Firma Intel ab, die im September 2000 in wenigen Tagen 90 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung verlor ….
Gewicht: Der Verlust senkte den Anteil am Nasdaq 100 Index von 7% auf 6%.
Betrachtung Nr. 3:
Börsenindizes weltweit sind nach der Marktkapitalisierung der enthaltenen Unternehmen gewichtet. Im DAX beginnt das (Top – Down) mit SAP, > 10%, Siemens mit 8,4%, der Allianz mit 7,3% und endet bei ThyssenKrupp, Lufthansa und der Commerzbank mit jeweils knapp 1%. Sinkt nun die Marktkapitalisierung von SAP um 10%, so wirkt sich das auf den DAX mit minus 1% aus, bei der Lufthansa fällt der Index um 0,1%.
Der marktbreite Index in den USA, der S&P 500 wird hier angeführt von Apple (4%), Microsoft (3,4%), Alphabet/Google (3,1%) und Amazon (3%), insgesamt besitzen diese vier also ein Gewicht von 13,5% am Index. Alle 4 haben sich in diesem Jahr gut entwickelt und so ist der gesamte Zuwachs des Index (der aus 500 Unternehmen insgesamt zusammengesetzt ist) auf diese zurückzuführen.
Apple und Microsoft erreichen heute den Börsenwert aller chinesischer Aktien, Apple alleine erreicht mit 1 Bio. Dollar bald die Marktkapitalisierung des DAX (1,1 Bio. Euro).
Betrachtung Nr. 4:
Demgegenüber nimmt sich das Volumen des Bundeshaushaltes mit 330 Mrd. Euro (2017) geradezu bescheiden aus, die Staatsverschuldung mit 2 Bio. Euro gar nicht so bedrohlich - auch das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ist mit 3.200 Mrd. Euro (2017) nur gut 3-mal so hoch, wie der „Wert“ von Apple an der Börse ….
Betrachtung Nr. 5:
Die Älteren unter uns erinnern sich an das Jahr 1999 – der DAX legte um sagenhafte 33% zu (in 12 Monaten von 5.250 auf 6.950 Punkte) – diese Entwicklung war ausschließlich 4 Aktien zu verdanken, SAP (+ 45%), Siemens (+ 123%), Mannesmann (+ 145%) und der Deutschen Telekom (+ 122%). Die anderen 26 Unternehmen lagen am Ende des Jahres auf dem Niveau vom Jahresanfang, Wertentwicklung 0,00%! Nachdem die Rally dann bis März 2.000 weiterlief, entwich die „heiße Luft“ aus der Blase, es folgte die Ernüchterung, SAP (- 55%), Siemens (- 58%) und die Deutsche Telekom (- 82%).
Ist dieses Mal wirklich „alles Anders“?
Bleiben Sie uns gewogen!
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