21.10.2021

„Diesmal ist alles anders“

Liebe Freunde, Kunden, Mitinvestoren,

diese Art der Beschreibung aktueller Marktentwicklungen haben wir in den vergangenen Jahren immer mal wieder gelesen. Im Wesentlichen fußt sie auf der Veröffentlichung von Carmen Reinhart & Kenneth Rogoff aus dem Jahr 2011. Unter dem Titel: „This Time is Different“ untersuchten die beiden (anhand von 66 Ländern auf 5 Kontinenten) welche Wirkung die von den Staaten aufgehäuften Schulden auf den Ausbruch künftiger Krisen haben.

Seither wundern wir uns. Schließlich warten wir auf eine Schulden-induzierte Krise bis heute – mehr noch, die Antwort von Politik und Notenbanken seit Ausbruch der Pandemie 2020 bestand in weiteren Finanzspritzen, die Zunahme der Verschuldung. Im Unterschied zur Finanzkrise, als die Schulden im Wesentlichen zur „Rettung“ der Bankenlandschaft dienten, besteht heute ein breiter gesellschaftlicher Konsens. Schließlich sind – mehr oder weniger – alle betroffen und einen „Schuldigen“ konnte die Welt bis heute nicht ausmachen.

In ihren Ausführungen haben Reinhart & Rogoff ausgeführt, dass die Schulden-Finanzierung in der Vergangenheit immer zu Problemen geführt hat. Für uns Grund genug, einmal den Blick auf das Große und Ganze zu richten.  Staaten verschulden sich. Der Preis (Zins) dafür ist gering (Stichwort Negativzins). Wenn niemand mehr bereit ist, die Staatsschulden für diesen Zins zu erwerben, dann werfen die Notenbanken die Druckerpresse an und kaufen die Schulden. Die Antwort auf die Pandemie waren und sind Wachstumsraten bei Staatschulden und Notenbankbilanzen wie in Kriegszeiten. Nachfrage und sogar Einkommen wurden so finanziert. Nun, nachdem die Pandemie schrittweise abflaut, richten die Regierungen den Blick auf andere, Generationsübergreifende, und gleichzeitige Herausforderungen:

- Soziale Ungleichheit;
- Erneuerung der Infrastuktur;
- Digitalisierung;
- Grüne Transformation;
 
Was können (müssen) wir vor diesem Hintergrund erwarten? 
 
- Einen politischen Schritt nach „links“;
- Mehr Notenbank-finanzierte Staatsschulden;
- Mehr Regulierung;
- Die Kanalisierung der verfügbaren Mittel in investierbare Ressourcen und Assets, die einen Wert, eine Substanz haben;
 
Konzentrieren wir uns einmal auf die „grüne Transformation“ oder auch Dekarbonisierung der Wirtschaft:
 
Einerseits ist sie – darüber besteht ein breiter Konsens – alternativlos. Andererseits passt die derzeit verfügbare und technisch machbare technologische Palette nicht wirklich zu den Anforderungen. Wind- und Sonnenenergie sind eben keine verlässlichen Partner. Unsere Stromnetze sind auf stetige Einspeisungen aus Kernkraft-, Kohle- und Gas-Kraftwerken ausgelegt. Die Speichertechnologie steckt noch in den Kinderschuhen. Gleichzeitig arbeitet die Nachfrage derzeit ausnahmslos an der Umstellung (z.B. vom Verbrenner auf e-Fahrzeuge). Ist die Welt darauf vorbereitet? Wir meinen: NEIN.
 
So benötigt alleine die Umstellung des Individualverkehrs in einer Größenordnung von 30% bis 2030 etwa die 10- bis 20-fache Menge an Rohstoffen und Metalle (wie z.B. Lithium und Kupfer) als es die Förderkapazitäten aktuell hergeben.
 
Die Frage nach einer passenden Lösung für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte stellt sich. Schauen wir auf die Pandemie, so ist eine Komponente deutlich sichtbar – Innovation. Ohne die Forschungs- und Entwicklungsarbeit in den Laboren von z.B. „BioNTech“ und „Moderna“ hätten wir bis heute keine Impfstoffe. Gleichzeitig arbeitet die Pharmaindustrie an der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung.
 
Innovation erfordert – in allen Bereichen – Grundlagenforschung auf Basis bestens ausgebildeter Menschen. Eine breite, internationale Kooperation ist sicher förderlich. Innovation ist teuer.  
 
Bisher haben Zentralbanken und Regierungen die geschöpften Mittel im Wesentlichen unproduktiv gesteuert. Ab 2008 ist viel Geld in Bankbilanzen geflossen, zuletzt dann in den Konsum (Stichwort: Helikoptergeld). 
 
Der Fachmann spricht von Kapitalallokation. Hier ist ein Umdenken erforderlich. Zur Bewältigung der o.g. Herausforderungen (die Liste ist sicher noch nicht vollständig) müssen die Mittel sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden. Die Möglichkeiten sind da, schließlich waren die Schulden noch nie derart „billig“ wie heute. Zudem kommt der Einsatz der Mittel in Innovation, Digitalisierung, (Energie)-Infrastruktur usw. allen zugute, für den sozialen Frieden sicher nicht hinderlich…
 
So gesehen ist „Diesmal wirklich alles anders“! 
 
Herzliche Grüße aus dem Kölner Süden 
 
 
Ihr Werte Invest Team
 
 
 
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Werte Invest - 08:57 @ News | Kommentar hinzufügen